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Westfälische Nachrichten vom 25.04.2014

Toll sieht die alte Mühle aus nach ihrer Fassadensanierung. Foto: Johannes Oetz
Toll sieht die alte Mühle aus nach ihrer Fassadensanierung. Foto: Johannes Oetz


"Facelifting" mit Liebe zum Detail


Nottuln - Knapp drei Wochen nahm das „Facelifting“ – sprich: die Fassadensanierung – der historischen Mühle in der Mühlenstraße in Anspruch. Dafür holten die Eigentümer Maria und Karl Zumbülte niemand anderen ins Boot als Günter Beuter, weil der sein Handwerk versteht.

Von Ulla Wolanewitz



Sie ist nur von kurzer Dauer, die traumhaft schöne, barbierosafarbene Blüte der Zierkirschen, die das Eingangsportal zur Mühlenstraße malerisch umrahmt. Für Beständigkeit steht hier allerdings die „ehrwürdige Dame“, die sich dahinter befindet. 1914, kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges erbaut, ließ die alte Wassermühle nun eine wahrhafte Frühjahrskur - mit garantierter Langzeitwirkung - über sich ergehen.

Knapp drei Wochen nahm das „Facelifting“ – sprich: die Fassadensanierung von 100 Quadratmetern – in Anspruch. Dafür holten Maria und Karl Zumbülte niemand anderen ins Boot als Günter Beuter, weil der sein Handwerk versteht. Der Maurermeister restaurierte bereits das Mauerwerk des Müllerhauses und das des dazugehörigen Speichers. Die Fassadensanierung sei zwar noch nicht dringend erforderlich gewesen, machte Karl Hauk-Zumbülte deutlich, aber „wir wollten unbedingt ihn haben, bevor er aufhört“.

Keine Frage: Günter Beuter – mit seinen 69 Jahren, die ihm nicht anzusehen sind – arbeitet hier gerne. Und eigentlich ist so ein Einsatz wie dieser ein Heimspiel für ihn, denn er ist gebürtiger Nottulner. Ende der 50er-Jahre absolvierter er bei dem Bauunternehmer Wes­terkamp-Galen seine Ausbildung und spezialisierte sich später auf Restaurierungen.

„Man muss so ein Gebäude behandeln, als ob es das eigene wäre“, sagt er. Und er muss es wissen. Schließlich kann der versierte Fassaden-Chirurg mit Langzeit-Erfahrung trumpfen. Der münstersche Paulus-Dom und die Torhäuschen gehören auf die lange Liste der historischen Gebäude, an die er – mit viel Liebe zum Detail – mit Mauerkelle und Fugeisen, Hand anlegte.

Aber nicht nur Besitzer und Anwohner erfreut das neue Antlitz der Mühle. Auch geizen Passanten nicht mit Komplimenten. Worte wie „idyllisch“ oder „todschick“ kamen Günter Beuter viele zu Ohren, während er auf dem Gerüst ebenso flott wie akribisch seiner Arbeit nachging. Aber nicht ohne in seinem westfälischen Humor zu flachsen: „Weil das hier so idyllisch ist, nehme ich auch kein Geld dafür.“

Für die damaligen Verhältnisse sei die Mühle mit ihren zwei Mühlsteinen und dem Walzenstuhl hochmodern mit Strom und einem Dieselmotor ausgestattet worden, sagt Karl Hauk-Zumbülte, der sich mit der Historie der Liegenschaft intensiv auseinandergesetzt hat. Ursprünglich handelte es sich hier um die Stiftsmühle, die zuvor im jetzigen Vorgarten des Müllerhauses stand. Nach der Aufhebung des Stiftes kaufte sie zunächst der angestellte Müller.

Seit 1880 ist sie im Besitz der Familie Zumbülte. Heinrich Zumbülte erbte um 1910 Bares von einem Onkel, der als Priester in Amerika lebte. Mit dem Geld ließ er 1914 die jetzige Mühle errichten, bevor er dann in den Krieg musste. Karl Hauk-Zumbülte, der seit 1989 mit seiner Frau, der Enkelin des Müllers, und der Familie das Müllerhaus bewohnt, gelang es sogar, den Lebenslauf des verwandten Priesters zu recherchieren.

Und der Nottulner fand noch mehr heraus. „Tatsächlich habe ich in Saint-Amand-Montrond eine Mühle mit vergleichbarer Technik entdeckt. Das waren die letzten dieser Art. Danach wurden schon Mühlen von industriellem Ausmaß gebaut“, erklärt der Pädagoge, der nur noch bis zu den Sommerferien seinen Dienst tun muss. Ruhestand wird es aber für ihn zunächst noch keinen geben. Auf ihn wartet noch das Wasserrad, das auch gerne erneuert werden möchte. Was allerdings eine Investition erfordert, die der eines Kleinwagens gleichkommt. Zuschüsse für die Denkmalpflege an privaten Gebäuden gibt es allerdings keine mehr und deshalb gilt es, andere Mittel und Wege aufzutun.